18.05.2023
Wallfahrtskirche Kohlhagen - Pilgerplatz

„Ich bin bei euch alle Tage!“ Ökumenischer Gottesdienst an Christi Himmelfahrt

Nach alter Tradition wurde an Christi Himmelfahrt auf dem Pilgerplatz ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert - bei herrlichem Sonnenschein.

Das Geistliche Zentrum und die Katholische Kirchengemeinde Kohlhagen hatten gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt, Bezirk Lennestadt-Kirchhundem, zum ökumenischen Gottesdienst eingeladen.

Das Wetter spielte in diesem Jahr mit. Bei herrlichem Sonnenschein zelebrierten Pfarrer Dr. Jörg Ettemeyer und Pater Siegfried Modenbach gemeinsam den Gottesdienst auf dem Pilgerplatz.

In seiner Predigt sprach Pater Modenbach zunächst vom Loslassen. Sich von lieben Menschen, von guten Gewohnheiten oder liebgewonnenen Dingen zu verabschieden, sei nie leicht und tue oft sehr weh. Loslassen- das sei auch das große Problem der Jünger Jesu am Himmelfahrtstag gewesen. Denn auf Jesus hatten sie ihr Leben gebaut, ihm hatten sie vertraut. Nun müssten sie erkennen, dass mit seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt alles anders würde. Nichts mehr würde so bleiben, wie es einmal war.

Pater Modenbach stellte die Frage, wie wir denn selbst mit schmerzhaften Verlusten umgehen würden. Wenn Lukas in der Apostelgeschichte beschreibt, wie zwei Gestalten in weißen Gewändern die Jünger fragen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor?“, dann meine er damit: Es hat keinen Sinn in die Vergangenheit zu starren und zu hoffen, die Zeit käme irgendwann einmal wieder – nein sie ist vorbei, unwiederbringlich.

Wörtlich fuhr Pater Modenbach fort: „Uns bleibt nur, das Frühere loszulassen, auch wenn es schwerfällt. Wer sich an das Vergangene klammert, kann nicht erkennen, was die Gegenwart von ihm verlangt. Er hält starr am Überlebten fest und verpasst damit die Möglichkeiten, sich den neuen Herausforderungen zu stellen.“

Den Jüngern damals sei das gelungen. Sie hätten akzeptieren können, dass alles anders werden würde. Pater Modenbach dazu: „Ich bin der Meinung, das war nur möglich, weil sie tatsächlich erfahren haben, was Jesus im Evangelium verheißt: ‚Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!‘ Ja, das klingt jetzt paradox, aber es ist so: indem die Jünger Jesus loslassen, gewinnen sie ihn neu. Er ist also weiter bei ihnen, auch wenn sie ihn nicht mehr sehen können.

Die Sache Jesu geht weiter! Er lebt auch heute. Er lebt überall, wo Gottes Liebe unter uns Menschen spürbar wird, er lebt, wo wir Armen, Schwachen und Verfolgten aus ihrer Not helfen, wo wir unsere Mitmenschen als Brüder und Schwestern annehmen, auch wenn sie anders sind und vielleicht anders denken oder leben als wir. Jesus lebt, wo wir jeden Menschen in seiner Würde ernst nehmen, wo wir Einsamen und Ausgegrenzten Gemeinschaft schenken und Trauernde trösten. Jesus lebt, wo wir Streit begraben, uns versöhnen und Frieden stiften. Er lebt, wo wir Gerechtigkeit herstellen, Freiheit ermöglichen und Liebe leben.“

Der Mut, Altes und Überlebtes loszulassen und die Bereitschaft, sich auf neue Situationen einzustellen, lasse die Sache Jesu weiterleben, so Pater Modenbach abschließend. Angst vor der Zukunft bräuchte niemand zu haben, denn Jesus sei bei uns und er bleibe bei uns: ‚Ich bin bei euch alle Tage!‘ Er lebe und wirke weiter in dieser Welt – nicht zuletzt durch uns.

Nach dem Gottesdienst blieben die Gottesdienst-Besucher*innen noch beisammen. Das Team des Geistlichen Zentrums hatte kalte Getränke und einen Imbiss vorbereitet. So kam es zu weiteren schönen Begegnungen zwischen evangelischen und katholischen Geschwistern aus der Umgebung, ehe man sich am Nachmittag wieder auf den Weg machte.