Geschichte des Ortes

Allein in der Erzdiözese Paderborn gibt es etwa 50 Wallfahrtsorte. Das wundert wohl weniger als die Besonderheit, dass die allermeisten auf einem Berg anzutreffen sind. Die im Jahre 1703 errichtete Kohlhagener Wallfahrtskirche liegt im Rothaargebirge, auf der spitzen Seite eines weit nach Westen vorgeschobenem, nach drei Seiten hin abfallendem, gen Osten aber offenem Ausläufer dieses waldreichen Gebirgszugs im östlichen Sauerland.

DIe Marienkirche auf dem Berg

Dieser Berg hieß schon sehr früh Marienberg, Unserer Lieben Frauen Berg, ebenso auch Havescheidt und schließlich (vom 16. Jahrhundert an), nach Angleichung der umliegenden Wirmer Gemarkungsbezeichnungen, Kohlhagen.
Die Kirche liegt an der Peripherie der einstigen Gemeinde gleichen Namens und ebenso am Rande der Großgemeinde Kirchhundem, die ein Teil des Kreises Olpe ist. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ist das Gnadenbild (Pietà von ca. 1420) in die damalige Bergkapelle gelangt. Darin liegt kein Widerspruch für eine ältere Kirchendatierung, sondern eine logische Konsequenz: Weil dieser exponierte Ort von besonderer Bedeutung war, wie es nicht zuletzt die Stiftungsurkunde der Kapelle aus dem Jahr 1490 ausdrücklich begründet – „da (auf dem Berge) doch viele (Menschen) ihre Andacht verrichteten, auch von ihren Leibsgebrechen geholfen würden“ -, wurde die Stätte mehr und mehr besucht und durch das Andachtsbild zum beliebten Wallfahrtsort.
Nur wenige Kilometer südlich vom Kohlhagen verlief seit alters her hier die Grenze zwischen den Sachsen und den Franken auf der anderen, der Siegerländer Seite. Der im Laufe der Erdgeschichte geschaffene Gebirgskamm des Rothaargebirges bildet eine natürliche Abgrenzung, die nicht nur die Niederschläge in zwei Richtungen trennte, sondern auch die Sprache teilte und zuletzt nach der Glaubensspaltung noch unnötige Feindschaften und Fehden unter den Nachbarn säte.
Wer von Süden her das alte Kohlhagener Land betritt oder es befährt, der wird überrascht sein von der Schönheit und Bewegtheit der sauerländischen Bergwelt. Sein Auge wird nach kurzem Verweilen geradezu unvermeidlich von einem Kirchenbau in den Bann gezogen, den man hier weiß Gott nicht vermutet: Auf dem 500 m hohen Berg, in der Einsamkeit des weiten Gebirges, steht eine Kirche – keine Kapelle! Ihre Dominanz geht so weit, dass sie uns fortan zur Orientierungshilfe wird. Sie drängt sich förmlich in den Weg.
Doch – und da liegt das Geheimnisvolle – wenn der Reisende sie suchen sollte und dem Straßenverlauf folgt, nimmt er sie nach einer Weile nicht mehr wahr. Die Marienkirche auf dem Berg will strenggenommen erwandert werden – auf Um-Wegen.
Hier, in dieser früher so unwirtlichen Gegend, haben unsere Vorfahren einst ihre Landschaft pflegend und sorgend mitgestaltet und durch den Kirchenbau einen weithin sichtbaren Wertakzent gesetzt: die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung.