25.04.2024
Geistliches Zentrum Kohlhagen

„Die Frage nach einer Öffnung der kirchlichen Ämter für alle Geschlechter liegt unübersehbar auf dem Tisch …“

Die Benediktinerin Philippa Rath aus dem Kloster Eibingen bei Rüdesheim stellte ihre beiden Bücher vor: "Weil Gott es so will - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin" und "Frauen ins Amt! - Männer der KIrche solidarisieren sich". Das Interesse war riesig - ein volles Haus.

Sr. Philippa Rath OSB, eine engagierte Ordensfrau, die sich für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche stark macht, lockte viele Besucherinnen und Besucher ins Geistliche Zentrum. Pater Siegfried Modenbach zeigte sich erfreut und begrüßte zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer sowie die Referentin des Abends. Sr. Philippa setzt sich vor allem für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen und Priesterinnen ein.

„Nicht das Geschlecht ist das Entscheidende …“

In ihrem ersten Buch „Weil Gott es so will“, das 2019 erschienen und mittlerweile in 5. Auflage erhältlich ist, erzählen 150 Frauen von ihrer Berufung zur Diakonin und zur Priesterin. 2022 folgte dann der Band „Frauen ins Amt! – Männer der Kirche solidarisieren sich“.

„Nicht das Geschlecht ist das Entscheidende, sondern das Menschsein“, sagt Sr. Philippa. Schließlich sei Gott – wie es im Glaubensbekenntnis heißt „Mensch geworden und nicht Mann“.

Vielleicht das Wichtigste für sie ist, „dass die Frage nach einer Öffnung der kirchlichen Ämter für alle Geschlechter – in Deutschland, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt – unübersehbar auf dem Tisch liegt und von dort nicht mehr verschwinden wird, bis Gerechtigkeit Einzug hält.“

Frauen sind in der Kirche Menschen zweiter Klasse.

Sr. Philippa erzählte, dass ihr während des Heiligsprechungsprozesses der heiligen Hildegard von Bingen klar geworden sei, dass Frauen in der katholischen Kirche Menschen zweiter Klasse seien. Sich selbst bezeichnet sie als „extrem spätberufene Frauenaktivistin“.

Die Benediktinerin ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Limburg.

Am 26. November 2023 erhielt Sr. Philippa in Göttingen den Edith-Stein-Preis, mit dem ihr Engagement für Frauenrechte in der katholischen Kirche gewürdigt wurde.

Woran es in der Kirche fehlt

Die Laudatorin, Frau Prof. Julia Knop, Professorin für Dogmatik an der Universität Erfurt, sagte in ihrer Laudatio wörtlich: „Die Gottesgeschichten aus Sr. Philippas Büchern zeigen, was ist: dass es viele kraftvolle und viele zerstörte weibliche Berufungen gibt. Und sie zeigen, was fehlt. Sie zeigen die Ignoranz eines Kirchensystems, in dem Jahr um Jahr ein Rückgang der Priester- und Ordensberufungen beklagt und Gebetszettel um geistliche Berufungen entwickelt werden, aber niemand auf die Idee kommt, dass das Problem vielleicht woanders liegt. Die Gottesgeschichten aus Sr. Philippas Büchern zeigen, was fehlt und woran es in unserer Kirche fehlt:

  • an einem echten kirchlichen Interesse an authentischer Spiritualität und menschennaher Seelsorge,
  • an einem echten kirchlichen Interesse für sakramentales Leben und gehaltvolle Verkündigung
  • an einem echten kirchlichen Interessse für die geistlichen Bedürfnisse und geistlichen Ressourcen der Gläaubgen.“

Dranbleiben und Spielräume nutzen

Am Ende des interessanten Vortrags- und Gesprächsabends betonte die Benediktinerin Philippa Rath: „Wir müssen nun unbeirrt dranbleiben, dürfen uns nicht einschüchtern lassen und müssen vor allem die Spielräume, die da sind, so weit wie möglich nutzen und Schritt für Schritt weiten.“

„Ein wirklich beeindruckender Abend“, so die Rückmeldung eines interessierten Besuchers. Nach der Verabschiedung durch Pater Jürgen Heite wurde Sr. Philippa Rath OSB mit viel und langanhaltendem Applaus bedacht.